"Brauchen" Jugendliche und Kinder schon Yoga?
Sie sind doch eh noch beweglich und entspannt und sie machen doch schon so viel ... wie zB. Fußball, Tanzen, Tennis, Flöte, Judo, Ballett, Klavier, Kochen, Reiten, Gitarre, kreatives Gestalten...
und jetzt noch YOGA??
In kaum einer der oben aufgezählten Freizeitaktivitäten gibt es bewusste Stille-Phasen, Phasen des „Sich-selbst-Spürens“, des „Nichts-tun-Müssens“, des „Einfach-nur-Da -Sein“. Auch wenn diese Phasen nur einen kleinen zeitlichen Teil des Kinderyoga ausmachen, so ist dies die vielleicht wertvollste Zeit im Kinderyoga.
YOGA HAT STILLE-PHASEN
Kinder tendieren von der Natur aus stark zur Aktivitäts-(Yang)-Seite, ihr "Lebensdurst" ist groß, sie wollen viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln, aber sie brauchen natürlich auch den Gegenpol. Und der wird ihnen heute selten vorgelebt und angeboten: Stille ist in unserer Gesellschaft ein rares Gut geworden, besonders im Kinderalltag.
YOGA IST "LANGSAM" UND SCHULT DADURCH DAS KÖRPERBEWUSSTSEIN
In unseren körperlichen Bewegungstraditionen (=Sport) steht das Schnelle, das Reflexartige, das Kämpferische, das Aggressive (kurz gesagt, männliche Attribute), im Vordergrund, was natürlich auch wichtig ist und Spaß macht. Alles hat seinen Platz, es geht einfach wieder um die Herstellung des Gleichgewichts. Und das kann Yoga: Durch die Langsamkeit im Yoga, durch das bewusste Bewegen, das Halten von Stellungen und meditatives Spielen kommen die Kinder zum Spüren (=weibliches Attribut), zu einer bewussten Körperwahrnehmung. Die Kinder lernen zu spüren, was gut für sie ist. Dieses Spüren ist eine der Säulen von Gesundheit.
YOGA IST NICHT AUF WETTBEWERB AUSGERICHTET
Im Kinderyoga kann jedes Kind tun, wie es will und kann, ohne den Druck "gut" bzw. "besser" sein zu müssen.
Yoga hilft den Kindern, eine andere Dimension von Motivation zu entdecken: Anstelle der gewohnten "extrinsische Motivation" (die Belohnung von außen motiviert), gilt es, die "intrinsische Motivation" zu entdecken: Ich tue etwas, weil es schön, angenehm, etc .ist, auch wenn es keine Anerkennung von außen dafür gibt.
Statt dem Kind auf die Frage "Mach ich den Baum schön, ... richtig?" zu antworten, möchte ich als Lehrer das Kind zu der Frage interessieren "Was spürst du, wenn du im Baum stehst?"
Im Spielen haben Kinder meist diese intrinsische Motivation, aber sobald Erwachsene dazukommen, verlieren sie oft diese „Unschuld“ im Spiel, meist durch unser ausgesprochenes oder unausgesprochenes Werten. Wobei wir wieder beim "Nicht-Bewerten" wären...
Wettbewerb beruht darauf, wenige Sieger und viele Verlierer zu haben – im Yoga können wir den Kindern zeigen, dass wir alle Sieger sind, wenn wir in unserem Tun aufgehen (im Hier und Jetzt sind) und Freude daran haben.
YOGA LEHRT DIE KUNST DER ENTSPANNUNG
Auch diese Kunst will von klein auf gelernt sein. Kinder haben noch die natürliche Fähigkeit zu entspannen. Sie bleiben solange auch "in Aktion" entspannt, nehmen sich auch ihre Auszeiten, wenn sie diese brauchen. Aber scheinbar geht diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter verloren, wir wir an all den Erwachsenen sehen können, sterben so große Schwierigkeiten haben zu entspannen. Also ist es sofort wichtig, den Kindern einen Weg zu zeigen, wie sie aktiv (selbst) Entspannung herstellen können. Unsere Kinder lernen so viele nötige und unnötige Dinge, aber die Kunst der Entspannung steht außer im Kinderyoga selten auf dem Lehrplan.
WAS MIR PERSÖNLICH NOCH AM HERZEN LIEGT
Kinderyoga sollte nicht zur "Symptombekämpfung" benutzt werden: Damit will ich sagen, wir sollten unsere Kinder nicht zum Kinderyoga bringen, damit sie weniger verhaltensauffällig sind oder damit sie sich besser konzentrieren können und damit ihre schulischen Leistungen besser werden . ..
Wir sollten uns eher fragen, ob die Anforderungen an die Kinder nicht zu hoch sind, anstatt sie mit Yoga "fit" für diese überzogenen Anforderungen zu machen, bzw. uns fragen, was uns ihre "Auffälligkeiten" mitteilen wollen. Kinderyoga ist erwartungsloses "Spielen" und die Belohnung ist die Freude beim und am Tun... und manches ergibt sich dann vielleicht wie von selbst.